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10 Juli 2020 - Von Lars Peter Sørensen und Hans Stålhammer, VikingGenetics

Warum Sie in Betracht ziehen sollten, auf gesündere Milchkühe zu züchten

Milchkühe sind für zahlreiche Krankheiten und Störungen anfällig. Gute Managementpraktiken tragen zur Gesundheit der Kühe bei, es ist aber auch möglich, Belastbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten im Viehbestand durch die Zucht zu verbessern. Durch Züchtung für eine bessere Gesundheit bleiben Ihre Kühe länger in Ihrer Herde.

Infektionskrankheiten wie Mastitis, Lungenentzündung, Klauenfäule und viele andere erfordern normalerweise eine Behandlung mit Antibiotika. Dies gibt vielen Verbrauchern zunehmend Anlass zur Sorge, da der uneingeschränkte Einsatz von Antibiotika zur Entwicklung resistenter Bakterienstämme führen kann, die auf den Menschen übertragen werden können und zu Problemen bei der Behandlung bestimmter Krankheiten führen. Stoffwechselstörungen wie Ketose, Hypokalzämie und Labmagenverlagerung sind in vielen Milchviehbetrieben eine Herausforderung und erfordern eine Behandlung oder sogar chirurgische Eingriffe. Diese Behandlungen können kostspielig sein und zu erheblichen Ertragsverlusten sowie zur Verschlechterung des Tierwohls führen. Fortpflanzungsstörungen wie Plazentaretention und Metritis können zu verzögerter Trächtigkeit führen oder Trächtigkeit verhindern, was einen ungewollten Abgang von Kühen zur Folge haben kann. Ein gemeinsamer Nenner für alle Krankheiten und Störungen, die Milchkühe betreffen, sind die finanziellen Verluste aufgrund von verringerter Milchleistung, Behandlungskosten, erhöhter Arbeitsbelastung, Verschlechterung des Tierwohls und des unerwünschten Einsatzes von Antibiotika.

Managementpraktiken

Gute Managementpraktiken wie eine ordnungsgemäße Fütterung, gute Melktechniken, geeignete Einstreu, gute Belüftung, trockene Böden und viele andere Faktoren sind unerlässlich, um zu verhindern, dass Kühe krank werden. Es ist allerdings auch möglich, die Belastbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Störungen durch die Zucht zu verbessern. Wenn man genetische Selektion auf Krankheitsmerkmale zum Zuchtziel hinzufügt, wirkt dies mit der richtigen Gewichtung den negativen Auswirkungen entgegen, die durch die genetische Selektion für eine erhöhte Produktion verursacht werden können.

Merkmale im Zusammenhang mit der Kuhgesundheit weisen normalerweise eine sehr geringe Erblichkeit auf, von nur minimal über Null bis hin zu etwa 5 %. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ein genetischer Fortschritt unmöglich ist (siehe zum Beispiel Berry et. al., 2019). Die Fortschrittsrate hängt von der genetischen Varianz des Merkmals und der Zuverlässigkeit des Zuchtwerts ab, die durch die Anzahl der Tiere mit Daten und Datenqualität usw. bestimmt werden.

In den nordischen Ländern wird seit den 70er Jahren die tierärztliche Behandlung von Milchvieh gegen alle Arten von Krankheiten und Störungen aufgezeichnet. Somit verfügt man dort jetzt über genügend Daten, um eine Datenbank für die genetische Selektion von Krankheitsmerkmale aufzubauen. Die genetische Selektion auf Gesundheitsmerkmale wurde Anfang der 80er Jahre in den nordischen Ländern eingeführt. Andere Gesundheitsmerkmale als die im Zusammenhang mit der Eutergesundheit sind jedoch sehr unterschiedlich und weisen in den meisten Fällen eine geringe Häufigkeit auf.

Als in den nordischen Ländern Indizes für die allgemeine Gesundheit eingeführt wurden, nahm man sie im Gegensatz zur Eutergesundheit mit großer Skepsis auf, hauptsächlich aufgrund von „Mythen“ im Zusammenhang mit geringer Erblichkeit. Vor 1999 war der genetische Wert für die allgemeine Gesundheit sowohl bei Bullen als auch bei weiblichen Tieren rückläufig (Abbildung 1 und 2. Hauptgrund war der geringe Selektionsdruck aufgrund einer geringen wirtschaftlichen Gewichtung. Die allgemeine Gesundheit als Merkmal funktionierte jedoch „unerwartet” gut.

Konzentration auf Gesundheitsmerkmale anstatt auf Produktion

Um das Jahr 2000 herum änderten sich die Zuchtziele in den nordischen Ländern und verlagerten sich mehr auf Gesundheitsmerkmale und weniger auf die Produktion. Es gab auch eine zunehmende Bereitschaft, Gesundheitsmerkmale in die Auswahl der Väter von Söhnen einzubeziehen. Nach einigen Jahren änderte sich der genetische Trend für Bullen und wurde positiv. Es sollte beachtet werden, dass der genetische Wert für Väter im Gegensatz zu anderen Merkmalen immer noch hinter den weiblichen Tieren zurückblieb.
 
Ungefähr um 2007 herum überholte der genetische Wert von Bullen die weiblichen Tiere und bald begann auch der genetische Wert der weiblichen Tiere zu steigen. Im Jahr 2008 wurde die Nordic Cattle Evaluation (NAV) gegründet, was zu einem gemeinsamen Zuchtziel für Dänemark, Schweden und Finnland führte. Dies hatte einen erheblichen Einfluss auf den genetischen Trend, hauptsächlich dank einer Verbesserung der Zuverlässigkeit des allgemeinen Gesundheitsindex.

Die letzte Überarbeitung des nordischen allgemeinen Gesundheitsindex erfolgte im Mai 2019 (Vilarrasa et. al., 2019). Er enthält jetzt fünf Untermerkmale mit Details, die in der folgenden Tabelle aufgeführt sind.

*Tabelle 1 - Dem nordischen allgemeinen Gesundheitsindex hinzugefügte Untermerkmale.

Early reproductive disorders (ERP)

Late reproductive disorders (LRP)

Ketosis (KET)

Other metabolic diseases (OMB)

Feet and leg problems (FL)

  • Retained placenta
  • Hormonal reproductive disorders
  • Infectious reproductive disorders
  • Other reproductiove disorders
  • Hormonal reproductive disorders
  • Infectious reproductive disorders
  • Other reproductive disorders
  • Ketosis
  • Milk fever
  • Other metabolic diseases
  • Other feed related disorders
  • Other diseases
  • Feet and leg problems other than those related to claw health

Nordischer allgemeiner Gesundheitsindex

Der nordische allgemeine Gesundheitsindex basiert auf aufgezeichneten Behandlungen in der 1. 2. und 3. Laktation. Der Ketose-Teilindex ist neu und basiert auf Einzelmessungen von BHB (β-Hydroxybutyrat) aus Milchproben in Dänemark und Finnland. Die wirtschaftliche Gewichtung für jeden Teilindex wurde ebenfalls angepasst - die stärkste Gewichtung auf andere Stoffwechselkrankheiten.

Abschließend wurden die Laktationsgewichte angepasst, um in späteren Laktationen mehr Gewicht zu erreichen. Das Ergebnis sind zuverlässigere Zuchtwerte (sowohl genomische als auch konventionelle) für die allgemeine Gesundheit.
Der nordische allgemeine Gesundheitsindex ist heute der vollständigste Index, was zu dem größten genetischen Fortschritt hinsichtlich Belastbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen andere Krankheiten und Störungen als Mastitis führt. Andere Länder haben ebenfalls den Wert der genetischen Selektion in diesem Bereich erkannt. Ähnliche Indizes entstehen derzeit in Ländern wie Deutschland und den Vereinigten Staaten.

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